bernd margotte photography


Objektive

Enleitung

Das Herz eines jeden Fotoapparates ist das Objektiv. In den letzten Jahren ist es zwar vor lauter Diskussionen rund um digitale Sensoren, den Megapixelhype usw. etwas in den Hintergrund gerückt, dennoch kann man ohne ein gutes Objektiv keine zumindest technisch „gute“ Aufnahme erstellen. Typische technische Parameter sind hier Schärfe, Kontrast, Farbfehler (chromatische Abberation) und geometrische Abbildungsleistung (kissen- und tonnenförmige Verzeichnungen). Diese Parameter sind natürlich nicht unabhängig voneinander, optimiert der Designer einen dieser Parameter wird er unter Umständen einen anderen verschlechtern. Für einen  Landschaftsfotografen wird aber z.B. die geometrische Verzeichnung nicht so wichtig sein wie für einen Architekturfotografen, d.h. aber auch, dass ein Objektiv sich für den einen Einsatz unter Umständen besser eignet als für einen anderen. Aber das sind schon Details.

Wer heute mit einer Digitalkamera Bilder aufnimmt wird diese nachträglich auf seinem Computer bearbeiten, zumindest tun das die meisten engagierten Fotografen. Bei einem solchen Bearbeitungsschritt können verschiedene Parameter einer Linse nachträglich korrigiert werden, was meist aber einen z.T. fast vernachlässigbare Einbusse der Qualität mit sich zieht. Sehr gut nachträglich ausgleichbar sind die chromatische Abberation, also der Farbfehler, die Vignettierung (die Abdunklung des Bildes zum Rand hin) sowie die geometrischen Verzerrungen. All dies kann man z.B. bei der Bearbeitung mit Photoshop Lightroom in ein Profil packen, welches speziell für eine Linse bei verschiedenen Blenden und evtl. sogar bei verschiedenen Entfernungen kalibriert wurde und somit eine sehr genaue Korrektur zulässt. Einige Kameras, wie z.B. die M8, können sogar schon in der Kamera die Vignettierung ausgleichen, die Canon tut dies nur bei der Aufnahme im jpg Format. Das die nachträgliche Bearbeitung mit einem Profil aber das bessere Mittel darstellt, wurde in dem Artikel Objektivkodierung dargestellt. Die Parameter, die sich einfach korrigieren lassen sind aber leider auch die, die für eine Aufnahme nicht so wichtig sind. Leider kann man z.B. die Schärfe nachträglich nicht mehr wiederherstellen. Es ist zwar möglich scharfe Fotos nachzuschärfen, aber ein auf den falschen Punkt fokussiertes Foto lässt sich diesbezüglich nicht mehr retten.

Ich möchte hier einen sehr Praxis-bezogenen Vergleiche durchführen in dem ich Ausschnitte verschiedener Aufnahmen vergleiche. Das hat den Vorteil, dass es immerhin einen Anwendungsfall abbildet (was z.B. eine reine Messung der MTF nicht tut) aber auch den Nachteil, dass man eben nur einen Fall abdeckt. So wird man aus einer Aufnahme kaum sehen ob das Objektiv z.B. auf seitliche Sonneneinstrahlung negativ mit einer unscharfen Aufnahme reagiert (Flare) oder ob es bei nahen und bei weiten Distanzen ähnlich gut reagiert. Wie wir aber sehen werden lassen sich schon anhand einer Aufnahme ein paar bemerkenswerte Unterschiede zwischen den Objektiven aufzeigen.

Ich möchte mich hier nicht nur auf ein Kamerasystem beschränken sondern zwei Systeme ins Rennen werfen. Ist das legitim? Darf man zwei unterschiedliche Systeme mit unterschiedlichen Objektiven vergleichen. Aber sicher! Als Anwender interessiert mich in  erster Linie das Resultat. Ich werde hier eine Leica M System (basierend auf der M8) und ein Canon System (basierend auf einer Canon 5DMK2) bzw. deren Objektive vergleichen. Beide Kameras haben in etwa die gleiche Pixeldichte, die M8 hat die gleiche Pixeldichte wie die M9, die Resultate würden also mit der M9 sehr ähnlich ausfallen. In der Tabelle unten wurde davon ausgegangen, dass die Pixel dicht an dicht liegen, in Realität ist aber zwischen den Pixeln eine kleine Lücke. Das hat zwar auf die Pixeldichte keinen Einfluss, die Pixelgrösse wird aber in der Realität etwas kleiner sein. Die Pixellänge der 5DMK2 ist um weniger als 10% kleiner als die der M8; ich habe diesen Unterschied im Folgenden vernachlässigt. Man kann den Unterschied auch schlecht herausarbeiten, weil man bei Bildvergleichen immer ein Sensorpixel auf einen Bildschirmpixel abbilden muss, da man ansonsten Skalierungseffekte mit einrechnet die das Bild in jeden Fall in der Schärfe verändern.

Pixeldichte M8 und 5DMK2
Tabelle1:  Pixeldichte M8 und 5DMK2

Die M8 besitzt aber einen Sensor der etwas kleiner ist als das volle Kleinbildformat. Der Sensor besitzt einen Crop Faktor von 1.33, d.h. seine Seitenlängen sind um den Faktor 1.33 kürzer als bei der vollformatigen 5DMK2. Ich habe das bei den Ausschnitten berücksichtigt. Wenn von Rand die Rede ist meine ich damit den äusseren Rand der M8, bei der 5DMK2 ist das schon nicht mehr ganz am Rand. Da ich aber an beiden Systemen Objektive verwende die für das Vollformat gebaut wurden, spielt das keine Rolle. Der einzige Nachteil ist allerdings, dass ich die Auflösung am äussersten Rand des Vollformates nicht vergleichen kann. Und da nun immer gleich viele Pixel ausgeschnitten werden, kann man den Crop Faktor ganz vergessen. Der Vergleich bezieht sich nämlich so immer auf einen Ausschnitt von n mal m Pixeln und der ist bei beiden aufgrund der ähnlichen Pixeldichte gleich gross. Somit kann man auch Blendenwerte direkt vergleichen und darf die Äquivalentblende, die man beim Arbeiten mit dem Crop Faktor berücksichtigen müsste, ausser Acht lassen. Der Crop Faktor und die Äquivalentblende kommen aber nur zum tragen, wenn man verschiedene Bilder verschieden vergrössert, also z.B. ein M8 Bild auf das gleiche Format, z.B. A4, vergrössert wie ein 5DMK2 Bild.

Damit wir die unten gezeigten 100% Ausschnitte ein wenig in Relation setzten können, habe ich die Grösse errechnet, die ein ganzes Bild auf dem Bildschirm benötigen würde bzw. wie gross es wird, wenn man unter Verwendung der optimalen Auflösung einen Druck macht. Dabei habe ich 72lpi Auflösung für einen Bildschirm angenommen und 240dpi für einen Ausdruck; das letztere wurde in verschiedenen Tests als Minimal-Auflösung für einen Druck ermittelt, bei dem man noch keine Qualitätseinbussen sieht, dass heisst im Klartext, dass man keinen Unterschied bemerkt ob man nun mit 400dpi, 300dpi oder 240dpi druckt.

Vergleiche der Ausdruck-Grössen und der Bildgrössen
Tabelle 2: Vergleiche der Ausdruck-Grössen und der Bildgrössen am Bildschirm bei voller Ausnutzung der Sensorauflösung

Die auf dem Bildschirm dargestellten Ausschnitte sind alle ca. 390 Pixel breit, das gesamte M8 Bild ist dann ca. 7 mal breiter, das 5DMK2 Bild fast 10 mal so breit.

Vergleiche der Ausdruck-Grössen und der Bildgrössen Vergleiche der Ausdruck-Grössen und der Bildgrössen
ganzes Bild und Ausschnitt: Leica Summicron 35mmf2.0 ASPH

Bei einem Abstand von 30cm kann man einen Druck in der Grösse A4 noch in einem Sichtfeld überschauen ohne den Blick schweifen zu lassen. Einen A3 Druck muss man weiter weg betrachten um ihn im Blickfeld zu halten. Geht man näher, sieht man nur immer einen Ausschnitt. Das ganze wird dann irgendwann einmal zum ‚Pixel Peeping’. Für einen A3 Druck müsste man also schon nicht mehr die volle Auflösung verwenden, da sich die Winkelauflösung des Auges ja nicht geändert hat. Das ist auch der Grund warum ein Posterdruck von einer 10MPixel Kamera noch gut aussehen kann; keiner wird das Poster aus 30cm Betrachten (ausser man möchte die absolute Schärfe untersuchen). Wie man aus der obigen Tabelle erkennt, haben alle 4 Kameras eine Auflösung, die für ‚normale’ Anwendung mehr als genügend ist.

Am Bildschirm betrachtet nehmen die Aufnahmen bei 100%iger Vergrösserung riesige Ausmasse an. Das sollte man immer im Hinterkopf behalten, wenn man auf 100% hereinzoomt. Druckt man später nur auf A4 aus oder zeigt das Bild nur auf dem Bildschirm herum, braucht man eine viel kleinere Auflösung.

Die verwendeten Objektive

Ich hatte folgende Objektive zur Verfügung (die Jahreszahl entspricht der Markteinführung des Objektives):


Canon System:

Leica System:

Objektive
Von Links nach Rechts: Leica Summicron 35mmf2.0-ASPH, Canon EF24-105mmf4-USM-IS-L, Leica Summicron 50mmf2.0 (V), Leica Tele-Elmarit 90mmf2.8 (II)

Wie man sieht, sind die Canon Objektive relativ neueren Datums mit Ausnahme des EF50mmf1.8, wohl eines der ersten EF Objektive überhaupt. Das EF System wurde im Jahr 1987 eingeführt, aus diesem Jahr stammt auch das 50er. Alle Canon Objektive wiegen über 500g, das 50er ist auch hier wieder eine Ausnahme mit 190g. Das Sigma wiegt mit 450g rund das doppelte des Leica Elmarits mit ähnlichen optischen Kenndaten, allerdings ist das Nachfolgeobjektiv (das 90mmf2.8 Elmarit) mit besseren optischen Eigenschaften mit 395g wieder deutlich schwerer.

Die anderen Leica Objektive bewegen sich ebenfalls um 250g herum, sind also alles Leichtgewichte verglichen mit den Canon Zooms. Allerdings muss man hier auch anmerken, dass ein Canon 50er mit ähnlichen optischen Daten (aber nicht mit annähernd guter mechainscher Qualität) ebenfalls sehr leicht gebaut werden kann. Ein besseres 50er von Canon, das EF50mmf1.4 wiegt auch nur 290g, ist also mit den Leica Objektiven vergleichbar; allerdings sind die Objektive grösser und das Gewicht kann nur unter Verwendung von Kunstoffen gering gehalten werden. Die EF Objektive müssen ja auch noch den Autofokusmotor und den Blenden-Antrieb unterbringen.

Alles in allem spielt aber das Gewicht eine Rolle: Optisch bessere Objektive werden generell etwas mehr wiegen (das ist natürlich eine stark vereinfachte Aussage!).

Standard-Objektiv: 50mm Festbrennweite

Canon EF50mmf1.8 (I), Rechts: Leica Summicron 50mmf2.0 (V)
Von Links: Canon EF50mmf1.8 (I), Rechts: Leica Summicron 50mmf2.0 (V)

Fangen wir ganz einfach bei einem Standardobjektiv an. Ein älteres (1987) Canon 50mm, Blende 1.8 soll die Ausgangsbasis bilden. 50er Objektive kann man mit relativ geringem Aufwand mit sehr hoher optischer Qualität konstruieren. Das erste Beispiel zeigt das Canon Objektiv bzw. eine Ausschnitt (diese werden hier immer 1:1 abgebildet, d.h. ein Bildschirmpixel entspricht einem Sensorpixel) einmal bei fast offener Blende 2.0 und dann abgeblendet bei 4.0, jeweils in der Bildmitte.

Canon EF50mmf1.8 at f2.0 Canon EF50mmf1.8 at f4.0
Abbildung 1: Canon EF50mmf1.8 in der Bildmitte, Links: Blende 2.0, Rechts: Blende 4.0

Der Unterschied ist frappierend! Je besser ein Objektiv korrigiert ist desto besser seine Leistung bei offener Blende. Die meisten Objektive werden aber aufgrund suboptimaler Konstruktion durch ausschliessen der Randstrahlen beim abblenden besser. Das hier abgebildete Objektiv ist ein schönes Beispiel. Bei Blende 4 ist die Abbildungsleistung aber sehr gut.

Zum Vergleich ein ‚ebenbürtiges’ Objektiv aus dem Leica Stall, ein 50mm Summicron 2.0 (V). Ebenbürtig habe ich deswegen in Anführungsstrichen geschrieben, weil das Leica Objektiv rein preislich um den Faktor 5…10 über dem Canon Objektiv liegt!

Leica Summicron 50mmf2.0 at f2.0 Leica Summicron 50mmf2.0 at f4.0
Abbildung 2: Leica Summicron 50mmf2.0 in der Bildmitte, Links: Blende 2.0, Rechts: Blende 4.0

Der Unterschied zwischen Blende 2.0 und Blende 4.0 ist marginal, das zweite Bild erscheint sogar einen Tick unschärfer. Beim Canon Objektiv ist es zwar schön zu sehen, das Abblenden die Qualität verbessert, aber genau das zeigt auch, dass ein Objektiv suboptimal korrigiert wurde. Ein sehr gutes Objektiv wird nur minimale optische Leistungsverbesserung zeigen wenn man es abblendet. Die alte Regel, zwei Blenden abblenden oder Blende 8 für optimale Bildergebnisse ist bei wirklich guten Objektiven obsolet.

Die Belichtungszeiten sind übrigens deshalb leicht verschieden, weil bei der Leica der niedrigste ISO Wert 160 ist, die Canon wurde auf ISO200 eingestellt, also ein drittel Blende empfindlicher. Analog sind die Belichtungszeiten bei der Canon ein drittel Blende kürzer. Auf die Schärfe hat das natürlich keinen Einfluss.

Aber schauen wir uns nun den Bildrand an. Objektive verwenden zum grössten Teil sphärische Linsen, also Linsen mit Kugel-Schnitt Oberfläche. Die Kugelform ist ganz einfach die Form, die man beim schleifen einer Linse erhält. Leider ist die Kugelform nicht optimal für eine Objektivlinse, deswegen verwenden hoch korrigierte Objektive asphärische Linsen (die beiden hier verglichenen 50er besitzen beide keine asphärischen Linsen). Auf jeden Fall hat die suboptimale Oberfläche einen Einfluss auf die Güte eines Objektives in den Randzonen. Beim Abblenden werden ja genau diese Randzonen ausgeblendet, wodurch ein Objektiv an Qualität gewinnen kann. Zeigt ein Objektiv schon in der Bildmitte mangelnde Qualität, wie das Canon 50mm/1.8 darf man am Rand nicht all zu viel erwarten:

Canon EF50mmf1.8 at f2.0 Canon EF50mmf1.8 at f4.0
Abbildung 3: Canon EF50mmf1.8 am Bildrand, Links: Blende 2.0, Rechts: Blende 4.0

Auch hier hilft abblenden. Das aber die Schärfe keinesfalls so dramatisch zum Rand hin abnehmen muss zeigt wiederum das Summicron:

Leica Summicron 50mmf2.0 at f2.0 Leica Summicron 50mmf2.0 at f4.0
Abbildung 4: Leica Summicron 50mmf2.0 am Bildrand, Links: Blende 2.0, Rechts: Blende 4.0

Aber warum ist das linke Bild heller als das leicht abgeblendete? Das liegt an der Vignettierung, das Abdunkeln zum Rand hin. Dieser Effekt lässt sich ebenfalls durch abblenden verbessern. Allerdings lässt sich die Vignettierung wie auch die chromatische Abberation und die geometrischen Verzerrungen  wie Eingangs schon erwähnt leicht mit einem Profil digital herausrechnen. Manche Kameras machen dies schon während die Aufnahme aufgezeichnet wird. Wenn nicht, kann man später bei der Bildbearbeitung entsprechende Mittel einsetzten, s. dazu den Artikel Objektivkodierung.

Um den Vergleich der beiden Objektive noch einmal zu verdeutlichen ist untenstehend ein zweites Beispiele vom Bildrand abgebildet:

Canon EF50mmf1.8 at f2.0 Canon EF50mmf1.8 at f4.0
Abbildung 5: Canon EF50mmf1.8 am Bildrand, Links: Blende 2.0, Rechts: Blende 4.0
Leica Summicron 50mmf2.0 at f2.0 Leica Summicron 50mmf2.0 at f4.0
Abbildung 6: Leica Summicrin 50mmf2.0 am Bildrand, Links: Blende 2.0, Rechts: Blende 4.0

Im Canon-Stall gibt es natürlich auch noch besserer 50mm Objektive, so zum Beispiel das 50mm/f1.4, aber das besitze ich nicht und konnte es deshalb nicht vergleichen. Mechanisch wird aber auch dieses nicht an das Leica Objektiv heranreichen, optisch soll es anscheinend ganz toll sein.

Wie das Beispiel gezeigt hat sind 50er Objektive zwar sehr gut, aber auch hier gibt es erhebliche Unterschiede. Wenn man also in eine Festbrennweite investiert, tut man das ja oft wegen der Abbildungsleistung oder wegen der Lichtstärke und sollte dann auch nicht die billigste Lösung in Betracht ziehen. Das bessere EF50mmf1.4 von Canon kostet gebraucht ca. 300Euro und weist auch noch eine Blende 1.4 auf, dieses Objektiv sollte man dem 1.8er auf jeden Fall vorziehen. Es wiegt allerdings 100g mehr. Das EF50mmf1.8 ist schon für unter 100Euro zu haben. Zum Vergleich: das Summicron 50mm habe ich gebraucht für 1050Euro erstanden, es war aber praktisch neuwertig.  Das Summicron gilt übrigens als eines der besten 50mm Objektive seiner Klasse (f2.0) überhaupt.

Leichte Tele Objektive: 90 und 105mm

90 und 105mm Objektive
Von Links: Leica Tele-Elmarit 90mmf2.8 (II), Rechts: Sigma 105mmf2.8 EX Macro

Vergleichen wir nun einmal leichte Telebrennweiten, die in etwa die doppelte Brennweite eines Standardobjektives besitzen. Bei Canon sind das typischerweise Macro-Objektive, die diese Brennweite besetzen. Macro Objektive sind meist sehr gut korrigiert und zeigen deswegen auch im Einsatz bei weiten Entfernungen sehr gute Eigenschaften. Ich besitze hier mein einziges Fremdobjektiv für das Canon System, ein Sigma Macro 105mm, das ich noch aus analogen Zeiten übernommen habe. Aber aufgrund seiner optischen Leistungen sah ich nie einen Grund es zu ersetzten. Bei Leica ist die äquivalente Brennweite 90mm. Hier ist die Wahl etwas schwer, weil es einerseits ein relativ schweres (für Leica-Verhältnisse!) Summicron mit ca. 500g gibt, oder ein nur marginal leichteres Elmarit mit Blende 2.8 mit 395g oder ein wesentlich leichteres Tele-Elmarit mit 225g. Ich habe mich vor einiger Zeit für das letztere entschieden, da es mir wichtiger erscheint ein Objektiv immer dabei zu haben als ein super Teil zu Hause liegen zu lassen, weil es zu schwer und zu gross ist.  Das Tele-Elmarit ist aber schon über 30 Jahre alt (das Design stammt ca. aus dem Jahre 1973, ist also bald 40Jahre alt), und das sieht man leider auch den optischen Eigenschaften an. Aber sehen wir uns die Bild-Beispiele an. Zuerst das Sigma:

Sigma 105mmf2.8EX-Macro at f2.0 Sigma 105mmf2.8EX-Macro at f4.0
Abbildung 7: Sigma 105mmf2.8EX-Macro in der Bildmitte, Links: Blende 2.0, Rechts: Blende 4.0
Leica Tele-Elmarit90mmf2.8 at f2.0 Leica Tele-Elmarit90mmf2.8 at f4.0
Abbildung 8: Leica Tele-Elmarit90mmf2.8 in der Bildmitte, Links: Blende 2.0, Rechts: Blende 4.0

Das Tele-Elmarit ist bei offener Blende deutlich weniger detailliert als das Sigma und auch bei Blende 4.0 kommt es nicht an dieses heran, wird aber deutlich besser. Denken wir aber an das 30Jahre alte Design, ist es wirklich nicht schlecht!

Aber wie sieht es am Rand aus. Wieder zuerst das Sigma:

Sigma 105mmf2.8EX-Macro at f2.0 Sigma 105mmf2.8EX-Macro at f4.0
Abbildung 9: Sigma 105mmf2.8EX-Macro am Bildrand, Links: Blende 2.0, Rechts: Blende 4.0

Abblenden bringt bzgl. der Schärfe nichts, eher eine leichte Verschlechterung, der Effekt der Vignettierung tritt wieder deutlich zu Tage.

Sigma 105mmf2.8EX-Macro at f2.0 Sigma 105mmf2.8EX-Macro at f4.0
Abbildung 10: Leica Tele-Elmarit90mmf2.8 in der Bildrand, Links: Blende 2.8, Rechts: Blende 4.0

Hier sind die Unterschiede zwischen Leica und Sigma um einiges geringer. Bei Blende 4 ist das Leica sogar eine Spur schärfer. Offensichtlich ist die Schärfeleistung beim Leica Objektiv gleichmässiger über die Bildfläche verteilt, ein Schärfeabfall zum Rand hin zeigt sich weniger deutlich.

Zoom Objektive

Bisher wurden nur Fixbrennweiten besprochen. Diese Objektive zeichnen sich zwar durch hervorragende optische Eigenschaften aus, werden heutzutage aber immer mehr von Zoom-Objektiven verdrängt. Eigentlich sollten Zoom Objektive ja Vario-Brennweiten heissen, da der Begriff zoomen auch beim Filmen verwendet wird und zwar für das heranfahren an ein Objekt bei fixer Brennweite. Aber Vario hat sich nicht durchgesetzt, bleiben wir also beim Zoom, auch wenn der Begriff eigentlich irreführend ist. Ein Standard Zoom Objektiv für das Canon System ist das 24-105mmf4L-IS, das auch als Standardobjektiv für die hochauflösende Canon 5dMK2 angeboten wird. Wie sich zeigen wird ist das eine suboptimale Wahl. Bei Leica gibt es keine Zoom Objektive, da der Sucher nur diskrete Brennweiten darstellen kann. Das einzig vergleichbare wäre ein Tri-Objektiv, welches drei diskrete Brennweiten in sich vereint.

Seit ich mit Leica arbeite habe ich wieder gemerkt, wie wichtig der Einsatz von Fix Brennweiten ist. Hier lernt man wirklich bewusst einen Brennweitentyp einzusetzen und auch entsprechend zu verwenden. Bei einem Zoom ist man dauernd dazu verleitet einfach am Zoom zu drehen, bis der Ausschnitt stimmt. Aber während man am Zoom dreht, verändert sich ja auch die Perspektive und eigentlich hätte man sich vorher überlegen sollen, ob man das Objektiv mit einem Weitwinkel oder einem Tele aufnehmen will. Aber schweifen wir nicht ab und konzentrieren uns auf die optischen Eigenschaften.

Normal-Zoom: 24-105mm

Bei 40 und 50mm

Schauen wir uns erst einen Vergleich bei 50mm an. Erst das EF24-105mmUSM-IS-L, dann das EF50mm1.8 und dann das Summicron 50mmf2.0, alle Objektive am Rand bei Blende 4.0, der maximalen Öffnung des 24-105ers:

CanonEF24-105f4.0USM-IS-L CanonEF50mmf1.8 Leica Summicron 50mmf2.0 (V)
Abbildung 11: Bildrand bei Blende 4.0: CanonEF24-105f4.0USM-IS-L / CanonEF50mmf1.8 / Leica Summicron 50mmf2.0 (V)

Leider kann das Zoom Objektiv hier überhaupt nicht überzeugen, selbst das oben als durchschnittlich empfundene 50mm1.8 von Canon schlägt es deutlich (bei Blende 4 wohlgemerkt) und das Summicron ist ganz aussen vor. Wenn man sich dann auch noch die Gewichts- und Grössen-Verhältnisse anschaut muss man sich schon fragen, warum man das Zoom überhaupt noch herumschleppt, hat es doch eine Blende weniger Lichtstärke.

Nur um zu zeigen, dass das kein Einzellfall ist, hier noch ein Ausschnitt aus einer anderen Aufnahme, wieder die gleiche Objektivreihenfolgen, alle Aufnahmen bei Blende 4.0 am Bildrand:

CanonEF24-105f4.0USM-IS-L CanonEF50mmf1.8 Leica Summicron 50mmf2.0 (V)
Abbildung 12: Bildrand bei Blende 4.0: CanonEF24-105f4.0USM-IS-L / CanonEF50mmf1.8 / Leica Summicron 50mmf2.0 (V)

Man kann das Zoom aber auch noch bei 40mm mit dem 17-40mm vergleichen, alle Bilder bei Blend 4 am Bildrand, zuerst das 24-105mm, dann das 17-40mm:

CanonEF24-105f4.0USM-IS-L CanonEF17-40mmf4.0USM-L
Abbildung 13: Bildrand bei Blende 4.0: CanonEF24-105f4.0USM-IS-L / CanonEF17-40mmf4.0USM-L
CanonEF24-105f4.0USM-IS-L CanonEF17-40mmf4.0USM-L
Abbildung 14: Bildrand bei Blende 4.0: CanonEF24-105f4.0USM-IS-L / CanonEF17-40mmf4.0USM-L

Wie man sieht geben sich die beiden Objektive nicht besonders viel, die Auflösung ist in beiden Fällen nicht gerade umwerfend, für ein Zoom wohl ganz OK.

Bei 90 und 105mm

Und wie schaut es bei anderen Brennweiten aus, z.B. wischen 90 und 105mm: Canon EF24-105f4.0-USM-IS-L, Sigma 105mmf2.8 EX Macro, Canon EF70-200mmf4.0-USM-L, Leica Tele-Elmarit 90mmf2.8, alle bei Blende 4.0, Bildmitte:

Canon EF24-105f4.0-USM-IS-L Sigma 105mmf2.8 EX Macro Canon EF70-200mmf4.0-USM-L Leica Tele-Elmarit 90mmf2.8
Abbildung 15: Bildmitte bei Blende 4.0: Canon EF24-105f4.0-USM-IS-L, Sigma 105mmf2.8 EX Macro, Canon EF70-200mmf4.0-USM-L, Leica Tele-Elmarit 90mmf2.8

Bildrand:

Canon EF24-105f4.0-USM-IS-L Sigma 105mmf2.8 EX Macro Canon EF70-200mmf4.0-USM-L Leica Tele-Elmarit 90mmf2.8
Abbildung 16: Bildrand bei Blende 4.0: Canon EF24-105f4.0-USM-IS-L, Sigma 105mmf2.8 EX Macro, Canon EF70-200mmf4.0-USM-L, Leica Tele-Elmarit 90mmf2.8

Zuerst kommt natürlich Freude auf, weil das 24-105mm bei 105mm deutlich besser ist als bei 50mm, das Sigma ist natürlich immer noch schärfer. Aber das 70-200mmf4-USM-L Zoom ist soger leicht besser als das Sigma (bei Blende 4!, bei Blende 2.8 war das Sigma einen Tick schärfer) und dadurch auch deutlich besser als das 24-105mm. Und wenn man nun auch noch das 90mm Tele-Elmarit vergleicht muss man fast meinen, das es heute nicht möglich ist ein Zoom zu bauen, das eine 30 Jahre alte Fix-Brennweite schlägt (das 70-200f4 beweist natürlich das Gegenteil).

Schon hier wird deutlich, dass eine Fixbrennweite meistens eine viel bessere Leistung zeigt als ein vergleichbares Zoom Objektiv (das EF70-200mmf4.0 bei 100mm ist hier wie gesagt eine Ausnahme) und dennoch oft eine bis zwei Blenden lichtstärker ist und das bei geringerem Gewicht. Es ist natürlich klar, dass man mit einem Zoom Objektiv gleich mehrere Brennweiten mit sich herumträgt, man bräuchte also mehrere Fixbrennweiten um einen ähnlichen Bereich abzudecken, was die Gewichtsdiskussion wieder ab absurdum treibt. Aber das ist nicht das einzige Argument pro und Kontra Zoom / Fixbrennweite. Das Fotografier-Verhalten wird sich wie oben schon erwähnt mit Fexbrennweiten völlig verändern, man lernt besser mit der entsprechenden Brennweite umzugehen und überlegt sich schon vorher, ob man ein bestimmtes Objekt mit einem Weitwinkel oder einem Tele aufnehmen möchte und wird sich entsprechend positionieren statt einfach an der Zoom Schraube zu drehen. Und hier schliesst sich der Kreis: Das Zoomen ist in der Filmsprache wie gesagt das verändern der Distanz zum Objekt mit einer fixen Brennweite: Somit sind Fixbrennweiten Benutzer ‚Zoomer’ die sich per pedes dem Objekt nähern (hereinzoomen) oder entfernen (herauszoomen). Die ‚Varios’ drehen am Brennweiten-Hebel.

Bei 35mm

Aber schauen wir uns das 24-105mm nun auch noch im Weitwinkelbereich an. Bei 35mm habe ich eine äquivalente Leica Brennweite und auch das EF17-40mm fällt in diesen Bereich. Zuerst die Bildmitte:

Canon EF24-105f4.0-USM-IS-L CanonEF17-40mmf4.0USM-L Leica Summicron 35mmf2.0 ASPH
Abbildung 17: Bildmitte bei Blende 4.0 und 35mm: CanonEF24-105f4.0USM-IS-L / CanonEF17-40mmf4.0USM-L / Leica Summicron 35mmf2.0 ASPH

Und hier der Bildrand:

Canon EF24-105f4.0-USM-IS-L CanonEF17-40mmf4.0USM-L Leica Summicron 35mmf2.0 ASPH
Abbildung 18: Bildrand bei Blende 4.0 und 35mm: CanonEF24-105f4.0USM-IS-L / CanonEF17-40mmf4.0USM-L / Leica Summicron 35mmf2.0 ASPH

Die Ausschnitte von der Bildmitte lassen schon erahnen, dass das 17-40mm Objektiv dem 24-105mm eine Nasenlänge voraus ist. Dieser Eindruck wird am Bildrand bestätigt, man beachte besonders die Zweige vor dem Schwimmbad. Während das 17-40mm ein 2.35fach Zoom ist (die kürzeste Brennweite ist um den Faktor 2.35 kürzer als die längste Brennweite) handelt es sich beim 24-105mm Objektiv um ein 4.375fach Zoom, der Brennweitenbereich ist also fast doppelt so gross. Andererseits kann man die Konstruktionen so einfach nicht vergleichen, da es sich bei dem einen um ein Weitwinkelzoom, beim anderen um ein Normal-Zoom handelt. Trotzdem wird sich ein erhöhter Brennweitenbereich immer negativ auf die Abbildungsleistung des Objektives auswirken. Das 70-200mm Zoom ist z.B. ein 2.86fach Zoom, deckt also einen ähnlichen grossen Bereich ab wie das 17-40mm Zoom ab.

Das 35mm ASPH von Leica hebt sich wie erwartet von den Zoom Objektiven ab, am Rand ist der Unterschied besonders deutlich.

Nun stellt sich natürlich die Frage, wie stark die Zoom Objektive vom Abblenden profitieren. Hier ein Vergleich des 24-105mm Objektives bei 35mm Brennweite am Rand:

Canon EF24-105f4.0-USM-IS-L CanonEF24-105f4.0USM-IS-L
Abbildung 19: CanonEF24-105f4.0USM-IS-L bei Blende 4.0 (links) und Blende 8.0 (rechts) am Bildrand

Und anschliessend das 17-40mm Objektiv, ebenfalls bei 35mm Brennweite und am Rand:

Canon EF24-105f4.0-USM-IS-L Canon EF24-105f4.0-USM-IS-L
Abbildung 20: CanonEF17-40mmf4.0USM-L bei Blende 4.0 (links) und Blende 8.0 (rechts) am Bildrand

Der Schärfegewinn tritt sehr deutlich zu tage. Hier scheint die alte Regel 'bei Blende 8 beste optische Leistung' tatsächlich hinzuhauen. Allerdings hat man hier dann schon zwei Blenden verloren um muss vier mal so lange belichten.

Schlusswort

In diesem relativ einfachen Objektiv-Vergleich konnten wir einige Faustregeln bestätigen aber auch relativieren:



Links zum Thema

Sucherkameras und die M8
Objektivkodierung



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