Festbrennweiten oder Zoomobjektive?
Enleitung
Schon seit einigen Jahren fotografiere ich ausschließlich mit Festbrennweiten. Nun planen wir im Sommer
eine längere Wanderung und dabei spielt natürlich das Gewicht der Objektive eine wesentliche
Rolle.
Könnte man da nicht mal wieder auf ein Zoom Objektiv zurückgreifen? Ist die
Abbildungsqualität von
Festbrennweiten wirklich so überragend? Natürlich war das wohl damals der Hauptgrund, als ich
auf
Festbrennweiten umstellte. Aber es war auch eine Entscheidung zur bewussteren Fotografie: Man wählt
die
Brennweite mit der man ein Bild gestalten will und dreht nicht einfach am Zoomring herum bis den
Ausschnitt stimmt.
Aber egal; nun wollte ich nochmals wissen, wie groß der Qualitätsunterschied wirklich ist. Außerdem
lag seit einer Weile ein Pancake Objektiv mit 40mm in der Schublade. Super leicht und klein und mit
Blende 2.8 immer noch lichtstärker als meine Zoomobjektive. Und da ich seit einiger Zeit mit einem
45mm
Normalobjektiv unterwegs bin, erscheint einem 40mm auch schon fast als Normalbrennweite. Und könnte
man
dann nicht auch gleich das 35mm zu Hause lassen, also das 45er und das 35er mit einem 40er ersetzen.
Ich kann es schon vorweg nehmen: Die Tests haben ergeben, dass die Festbrennweiten unschlagbar sind und
das 40mm hat sich so gut geschlagen, dass es locker die Zoomobjektive schlägt.
Man kann bei den Testaufnahmen unten selber herumspielen. Einfach mit der Maus über die
gewünschte
Blende fahren und dann mit einem anderen Objektiv vergleichen. Für jedes Objektiv steht jeweils ein
Ausschnitt aus der Bildmitte und vom Bildrand zur Verfügung. Das Bild bleibt bei der letzten
Blendenwahl
stehen, so kann man verschiedene Objektive bei verschiedenen Blenden vergleichen.
Alle Aufnahmen wurden mit einer Canon 5D Mark 4 (Fullframe) belichtet. Viel Spaß!
Vergleich der Brennweiten: 35mm - 40mm - 45mm - 50mm
In der Einleitung habe ich es schon angedeutet: Kann man ein 35mm Weitwinkel und eine 45/50mm
Normalbrennweite mit einem 40mm Pancake ersetzen? Wie groß ist der Unterschied nun wirklich. In den
folgenden Bildern kann man die Abdeckung der einzelnen Brennweiten selbst beurteilen. Ist der
Unterschied zwischen 50mm und 45mm noch nicht so groß, sind 5mm Schritte bei kleiner werdenden
Brennweiten umso signifikanter.
Doch was ist denn nun genau ein "Normalobjektiv"? Eine alte Definition lautet, dass eine
Normalbrennweite
der Diagonalen des Bildformates entspricht. Bei einer "Fullframe" Kamera (24mm x 36mm Bildformat) sind
das 43.3mm. Ob man nun ein 40mm, ein 45mm oder ein 50mm als Normalbrennweite bezeichnet, ist also eher
eine Ansichtssache.
Abschließen und bevor wir zu den Auswertungen des Tests kommen, noch eine Bemerkung. Die gezeigten Bildausschnitte sind sehr klein zur gesamten Bildgröße und werden 1:1 dargestellt. Es handelt sich hier also um das berühmte Pixel-Peeping. Eine Canon 5D Mark 4 hat eine Auflösung von 6720 x 4480 Pixel. Druckt man diese mit 240 dpi (100 Pixel pro cm), so erhält man einen Ausdruck von 67 x 45 cm, das entspricht ungefähr dem Format A2. Druckt man kleiner, braucht man diese Auflösung nicht. Auch für die Darstellung auf einem 4k-Bildschirm braucht man nur etwa ein Viertel dieser Pixel. Ein Objektiv, das nun in den Tests unten relativ unscharf erscheint, kann auf einem 4k-Bildschirm oder einem A3-Druck immer noch sehr gut aussehen. Je kleiner der Bildschirm / der Druck, desto weniger gut muss die Auflösung sein.
Aber nun zu den Ergebnissen!
Normal-Objektive
Canon EF40mm f-2.8 STM
Das Pancake-Objektiv ist in der Bildmitte bei allen Blenden praktisch identisch (so sollte ein Objektiv sich verhalten!). Am Bildrand verschwindet die Vignettierung ab Blende 4, die Schärfe ist bei allen Blenden sehr gut.
Canon EF17-40mm f-4L USM @ 40mm
Das Weitwinkelzoom zeigt in der Bildmitte bei offener Blende sehr weiche Konturen, ab Blende 5.6 ist die Schärfe gut. Am Bildrand verschwindet ab 5.6 die Vignettierung, die Schärfe ist auch bei Blende 8 noch mager.
TAMRON SP 45mm F-1.8 Di VC USD F013
Das 45er Tamron zeigt bei Offenblende in der Bildmitte deutliche Chromatische Aberration (welche im Postprocessing korrigiert werden kann) die ab Blende 4 verschwindet, die Schärfe ist schon bei voller öffnung exzellent. Am Rand ist die Schärfe ab voller öffnung gut, ab Blende 5.6 sehr gut.
Canon EF50mm f-1.4 USM
Diese Canon 50mm war lange Zeit mein Standardobjektiv. Bei Offenblende ist es in der Bildmitte sehr weich, ab Blende 2.8 OK. Die Bildschärfe nimmt aber bis Blende 5.6 weiter zu. Die Vignettierung nimmt am Bildrand ab 2.0 deutlich ab, so richtig scharf wird es aber erst ab Blende 5.6 oder sogar 8.0. Das Tamron ist bei weitem besser (aber auch um einiges schwerer, weist aber auch eine Bildstabilisierung auf).
Canon EF24-105mm f-4L IS USM @ 50mm
Das 24-105mm wurde lange als Standardzoom zu den 5D Kameras als Paket angeboten. Es ist in der Bildmitte schon bei Offenblende recht scharf, die Schärfe nimmt aber bei 5.6 nochmals zu. Sowohl das EF 40mm wie auch das Tamron sind bei Offenblende aber schon schärfer als dieses Zoom bei 5.6. Am Rand nimmt ab 5.6 die Vignettierung ab, so richtig scharf ist es aber nie.
Weiwinkel-Objektive
Canon EF35mm f-2
Auch dieses schon etwas in die Jahre gekommene Weitwinkelobjektiv von Canon hatte ich Jahrelang im Einsatz. Es ist super leicht und handlich. Bei offener Blende in der Bildmitte zeigt es deutliche chromatische Aberration (auch hier natürlich nachträglich in z.B. Lightroom korrigierbar). Die Aberration verschwindet ab Blende 5.6. Am Rand ist es erst bei Blende 8 ziemlich Scharf. Die Vignettierung ist ab Blende 2.8 verschwunden.
Canon F35mm f-2 IS USM
Dieses Weitwinkelobjektiv von Canon mit integrierter Bildstabilisation zeigt in der Bildmitte schon ab Offenblende eine sehr gute Schärfe, welche sich über verschiedene Blendeneinstellungen nur marginal verändert. Am Bildrand verschwindet die Vignettierung größtenteils ab Blende 2.8, die Schärfe ist schon ab Offenblende ganz OK, ab 5.6 sehr gut.
Canon EF17-40mm f-4L USM @ 35mm
Das 17-40mm Weitwinkelzoom verhält sich bei 35mm nicht wesentlich anders als bei 40mm (s. oben bei den Normalobjektiven). Es fällt vor allem die Unschärfe im Randbereich auf, die auch bei zunehmender Blende nicht wirklich besser wird. In der Bildmitte ist das Objektiv ab Blende 5.6 recht gut.
Canon EF24-105mm f-4L IS USM @ 35mm
Auch das 24-105mm Zoomobjektiv zeigt bei 35mm ein Ähnliches Verhalten wie bei 50mm (s. oben bei den Normalobjektiven). In der Bildmitte recht gut, am Bildrand eigentlich nie gut.
Tele-Objektive
Canon EF100mm f-2.8L Macro IS USM
Das 100mm Makro gehört schon seit langem zu meiner Standardausrüstung (35mm, 45 bzw. 50mm und 100mm). Das ist wirklich ein tolles Objektiv und durch die Makrofunktion sehr flexibel einsetzbar. Es ist aber weder klein noch leicht, weist aber eine integrierte Bildstabilisierung auf. In der Bildmitte ist es schon ab voller Öffnung sehr gut, die Schärfe ist bei allen Blenden in etwa gleich. Dasselbe gilt für den Randbereich (bei leicht geringerer Schärfe), die Vignettierung ist ab Blende 4 verschwunden.
Canon EF24-105mm f-4L IS USM @ 100mm
Das 24-105mm Normalzoom enttäuscht in der Bildmitte mit einer sehr weichen Abbildung welche erst ab Blende 8 scharf wird. Am Bildrand ist das Objektiv auch noch bei Blende 8 nicht so scharf wie das 100er oben bei offener Blende. Da Zoomobjektive oft an ihren jeweiligen Extrembrennweite eingesetzt werden ist das ein wenig enttäuschend für dieses Normalzoom.
Canon EF70-200mm f-4L USM @ 100mm
Das 70-200mm Telezoom ist ein relativ leichtes Telezoom von Canon. Es ist inzwischen auch in einer verbesserten Version mit integrierter Bildstabilisierung erhältlich. Dieses Exemplar zeigt bei allen Blenden eine recht gute Schärfe in der Bildmitte, am Bildrand ist es erst bei Blende 8 einigermassen scharf. Die Vignettierung ist ab Blende 5.6 verschwunden.